Täglich sind in Deutschland mehrere Millionen Menschen auf Pflege angewiesen. Laut Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland in den nächsten 50 Jahren doppelt so groß sein wie heutzutage. Um diesem Trend gerecht zu werden, ergreift die Bundesregierung bereits jetzt Maßnahmen und unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei der Entwicklung und Erforschung neuer Pflegetechnologien.
Cluster „Zukunft der Pflege“ verbindet Forschung und Praxis
Mit dem im Jahr 2017 gestarteten Cluster „Zukunft der Pflege“ werden nun Forschung und Praxis miteinander verbunden. Die neue Initiative wird bis 2022 mit 20 Millionen finanziert und soll die Mensch-Technik-Interaktion verstärken, für eine innovative Intensiv- und Palliativpflege sorgen und so pflegebedürftigen Menschen besser helfen.
Das Projekt ist in zwei Phasen unterteilt. Bereits im Juni 2017 startete die Arbeit in einem Pflegeinnovationszentrum (PIZ), welches möglichst vielfältige Pflegetechnologien unter realistischen Bedingungen erforscht und in interdisziplinären Teams weiterentwickelt. Hier wird unter anderem eine Vielzahl von Systemen für Ambient Assisted Living (AAL) getestet und in der Praxis erprobt. Die Ergebnisse sollen Probleme während des realen Einsatzes frühzeitig identifizieren und gleichzeitig die Akzeptanz von AAL-Technologien bei der häuslichen Pflege fördern.
In der zu Beginn des Jahres gestarteten zweiten Phase des Projekts wurden vier Pflegepraxiszentren in Hannover, Freiburg, Nürnberg und Berlin errichtet. In diesen werden zum einen die neuen Technologien in der Praxis eingesetzt und erprobt, zum anderen neue Wege im Pflegealltag entwickelt. Die neue Technik soll so beispielsweise mehr Freiheit im Umgang mit dem Patienten schaffen und dabei die Pflege unterstützen.
Mit dem Pflegecluster bringen wir Forschung und Praxis enger zusammen und sorgen dafür, dass hilfreiche digitale Assistenzsysteme im Alltag erprobt und weiterentwickelt werden.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka
Digitalisierung verbessert die Pflege
In den Pflegepraxiszentren werden unterschiedliche digitale Assistenzsysteme und ihr Nutzen für die Pflege untersucht. Dazu gehören:
- „digitale Begleiter“ zur Unterstützung von an Demenz erkrankten Patienten
- technische Lösungen zur Reduzierung der Lärmbelastung auf Intensivstationen
- Pflegebetten, die mittels Sensorik die Liegepositionen des Patienten anpassen
- Desinfektionsroboter zur Senkung der Infektionsgefahr
Ein weiterer Schwerpunkt sind technische Unterstützungssysteme, welche die Organisation der Pflege im Krankenhaus wie auch im Pflegeheim schonender für die Patienten und Pflegekräfte gestalteten. In Berlin wird zudem die Vernetzung aller an der Versorgungskette Beteiligten realisiert. Durch schrittweise Digitalisierung werden relevante Patienteninformationen bei einem Wechsel von Akutversorgung im Krankenhaus zur stationären oder ambulanten Altenpflege für Pflegepersonal einfach verfügbar.
„Pflegeinnovationen 2020“: Selbstbestimmung und Entlastung
Das Projekt „Zukunft der Pflege“ baut auf der Reihe „Pflegeinnovationen 2020“ und deren Fördermaßnahmen auf. Ziel dieser Reihe ist vor allem die Forschung und Entwicklung von Pflegeinnovationen in Deutschland sowie der Einsatz innovativer Lösungen der Mensch-Technik-Interaktion (MTI). Mithilfe dieser digitalen Assistenzsysteme können in unterschiedlichsten Versorgungskontexten die Selbstbestimmung und die Lebensqualität von Pflegebedürftigen erhöht werden. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, professionell Pflegende ebenso wie pflegende Angehörige zu entlasten und mehr Freiraum für zwischenmenschliche Zuwendung zu eröffnen.
Im Rahmen der Aktivitäten wird bereits die Entwicklung einer Vielzahl innovativer Technologien wie beispielsweise automatisierte Sturz- und Notfallerkennungssysteme, Ortungs-, Orientierungs- und Navigationssysteme, emotionale und assistierende Robotik in der Pflege sowie die körperliche Entlastung des Personals durch Hebehilfen unterstützt.