Active Assisted Living (AAL) ist eines der Zukunftsthemen der Pflegewirtschaft. Das wurde Mitte Oktober auf der Karlsruher Messe erneut deutlich. Zum dritten Mal fand dort der AAL Kongress Karlsruher – erstmals ergänzt um einen zweitägigen AAL Wissenschaftskongress.
Interdisziplinärer Austausch und Best-Practice-Beispiele
Der branchenübergreifende Austausch über aktuelle Entwicklungen und Best-Practice-Beispiele im Bereich AAL stand im Fokus des zweitägigen Kongresses. Über 400 Fachleute und Entscheider aus der stationären und ambulanten Pflege, dem Bereich AAL, aus der Wissenschaft und Forschung, dem medizinischen Fachhandel, Wohnungsbau und der Politik kamen in der Messe Karlsruhe zusammen, um den Einsatz von Alltagsunterstützenden Assistenzlösungen (AAL) sowie über die Chancen und Herausforderungen technischer (Pflege-)Unterstützung zu diskutieren.
„Der Einsatz von Alltagsunterstützenden Assistenzlösungen bietet, richtig eingesetzt, ein erhebliches Potential zur Entlastung der Pflegekräfte, aber ebenso auch der pflegenden Angehörigen“, unterstrich Britta Wirtz, Geschäftsführerin Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK).
Die Teilnehmer erlebten zwei Kongresse mit einem vielfältigen Vortragsprogramm, das sich dem Thema AAL von unterschiedlichen Blickwinkeln näherte. Auf dem eintägigen Praxiskongress gaben 15 Referenten untere anderem einen Überblick, welche Lösungen und AAL-Technologien bereits heute in der ambulanten und stationären Pflege genutzt werden. Zudem wurden Vision, Vorzeigeprojekt, Herausforderungen und Finanzierungsmöglichkeiten diskutiert. Eine Partnerschaften mit AAL Austria und der Universität Innsbruck ermöglichte einen Blick über den Tellerrand in die Umsetzung von Smart Homes im Nachbarland Österreich.
Von einer technischen Seite näherte sich der zweitägige AAL Wissenschaftskongress. Die 23 renommierten Experten thematisierten dabei unter anderem Assistenzsystemen für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im häuslichen Umfeld, Assistierte Kommunikation in ambulanten Betreuungsformen sowie das Konzept eines modularen Leichtbau-Exoskeletts zur Unterstützung physischer Arbeit. Über dies stand das Thema Datenschutz und Security für AAL im Licht der EU-Datenschutzgrundverordnung auf dem Programm.
Zunehmende Bedeutung von Active Assisted Living (AAL)
Neben dem umfangreichen und vielfältigen Kongressprogramm, präsentierte die Ausstellung modernen Technologien und Lösungen, die die tägliche Pflege und Patientenbetreuung erleichtern. Besucher und Kongressteilnehmer konnten sich hier über Möglichkeiten informieren, wie der Pflegealltag durch technische Assistenzsysteme unterstützt werden kann.
33 Aussteller zeigten auf rund 2.000 Quadratmetern die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten alltagsunterstützender Assistenztechnologien. Zusehen waren unter anderem innovative Pflegebetten, intelligente Pflegepflaster, Notruf- und Sicherheitssysteme sowie Technologien zur Aktivierung von älteren und an Demenz erkrankten Menschen.
„Active Assisted Living ist ein guter Weg pflegebedürftigen Menschen ein nahezu selbstständiges Leben zu ermöglichen“, so Dirk Kaldewei, Vertriebsaußendienst TeleAlarm Europe. „Wir arbeiten daran, Innovationen und technologische Entwicklungen in diesem Bereich voranzubringen, um Menschen ein mitverantwortliches Leben im gewohnten Umfeld zu ermöglichen.“
Active Assisted Living (AAL) gewinnt zunehmend an Bedeutung, wie die Studie „Smart Home Consumer Survey 2018“ der Deloitte Consulting GmbH im April 2018 verdeutlichte. So erläutert Dr. Herrn Dr. Wagner, Director Technology und Leiter Smart Home Competence Center bei Deloitte in einem Interview mit der Leesys GmbH: „Das ganze Thema Assisted Living, also unterstütztes, in Teilen sogar betreutes Wohnen, ist ein riesen Feld, das gerade auch aufgrund der demografischen Veränderungen der Bevölkerung in Deutschland ein riesen Thema ist.“
In Rahmen der Studie fand Deloitte heraus, dass Sicherheitsaspekte wie Türspione und Hausnotrufsysteme bei der Nutzung von Smart Home Systemen eine wichtige Rolle spielen. So besteht bei einem Drittel der 2.000 Befragten im Alter zwischen 19 und 75 Jahren ein Interesse an Hausnotrufsystemen.
Nicht nur das Interesse an AAL- und Smart-Home-Systemen steigt stetig. Auch aus finanzieller Sicht ist AAL durch aus interessant, wie Ludovic Stauffer, Technischer Direktor der TeleAlarm Gruppe, bereits im März 2017 in einem Interview erläutert: „Die steigenden Kosten im Gesundheitswesen tragen dazu bei, dass AAL-Systeme immer häufiger gebraucht werden. Hier spielen hauptsächlich zwei Faktoren eine Rolle, zum einen „Geld“ und zum anderen das „Wohlbefinden“ der Menschen selbst. Das bedeutet, dass auch die emotionale Ebene in dieser Diskussion nicht außer Acht gelassen werden darf. Denn nicht nur der Betroffene, sondern auch Familie und Angehörige sehen sich immer häufiger mit der Situation konfrontiert, Lösungen zu finden, die langfristig ein selbstständiges Leben ermöglichen. Sicherheit hat dabei natürlich oberste Priorität. AAL-Systeme können an dieser Schnittstelle unterstützend eingreifen.“
Der AAL Kongress Karlsruhe findet seit 2014 im Zweijahresturnus statt. Der nächste AAL Kongress Karlsruhe wird vom 8. bis 9. Oktober 2020 in der Messe Karlsruhe veranstaltet.
Bilder: KMK, Jürgen Rösner